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Wasser ist Leben

Tiefenbohrung

Im Zuge der Steig-Markierungen für den Bergwander-Tourismus kamen wir in das unglaublich schöne Gebiet von Lufaj. In Gesprächen mit den Dorfleuten stellten wir fest, dass allesamt sehr bedrückt waren. Mehrere Familien hatten schon Haus und Hof verlassen und die verbliebenen Familien müssen sich auch der Realität ergeben, dass es auf die Dauer hier unmöglich ein Weiterleben gibt. Es fehlt an Wasser. Da es keine Fahrwege gibt, nur Steige, muss das Wasser mit Tragtieren 2 ½ bis 3 km zugetragen werden. UNVORSTELLBAR in der heutigen Zeit!
Obwohl sie erklärten, in tiefer Verbundenheit mit dem Boden zu sein und gerne bleiben wollen, müssten sie weg und versuchen, im Umkreis von Städten ihren Lebensunterhalt mit Hilfsarbeiten zu finden. Eine große Verelendung in irgendwelchen Slums wäre die Folge. Sofort zogen wir einen bekannten Brunnenbauer zu Rate. Mit starker Pumpenleistung, Zisternenbau, Schlauch- und Rohrleitungen sollte es möglich sein. Anfang Oktober wurde der Weg verstärkt und
Mitte Oktober 2020 wurden alle Gerätschaften für die Wasserbohrung vor Ort gebracht, damit sie noch in trockener Zeit vorgenommen werden konnte. Besonders schwierig war es, die riesige „Atlas Copco Geotechnical Drilling Rig“ in das entlegene und schlecht erschlossene Gebiet zu bringen. Brunnenbauer und Geologe meinten, dass in ca. 180 – 200 m Tiefe das Karstgestein auf die wasserundurchlässige Felsschicht stößt. So geschah es auch. Da die Analyse des ersten Brunnens zu wenig Wasserleistung für das große Gebiet brachte, wurde ein zweiter gebohrt. Kreide-Kalkstein-Gesteinsformationen mit vielen Hohlräumen und Rissen mit kohäsiver Füllung (andere Nicht-Kalkstein-Inerte) haben das Bohren massiv erschwert, was die Abweichung des Bohrwinkels beeinflusste und folglich den Bohrkopf blockierte.

Es musste die nächste Tiefbohrung erfolgen und nach anfänglichem Erfolg mussten wir den Quellenverlust durch Sogwirkung des HEC-Baues feststellen!!! 

Nach den turbulenten Tiefenbohrungen (insgesamt ca. 1.000 m) wurde man auf einer unteren Geländestufe fündig und nach Hochbehälterbauten, kräfteraubenden Grabungsarbeiten auf steilsten Hängen für die Steigleitung, wird nun das Wasser aus dem Bohrloch hochgepumpt und nochmals ca. 250 Meter auf die Hochfläche von Trange gepumpt. Endlich! 

Wie Forscher der Illyrischen Kultur belegen, wurden bereits in der Eisenzeit ( ca. 1000 v.Chr.) die Mat-Täler und Hochebenen besiedelt. Seit dieser Zeit versuchen die Bewohner mit unvorstellbaren Mühen auf dem Hochplateau ihr Auskommen zu finden. 

Und nun, 2022 fließt erstmals in der 3000jährigen Geschichte aus 260 m Tiefe Wasser in Lufaj i Poshtem.

 

 

Wassermanagement

Indem Dachrinnen installiert und Zisternen, Viehtränken, sogenannte Leren, kleine Wasserspeicher errichtet werden, wird jeder Tropfen Regenwasser und Schmelzwasser aufgefangen und genützt. Wie wichtig auf diesem trockenen Hochplateau. Wasser und ein festes Dach über dem Kopf zu haben sind Existenzgrundlagen für kleine Bauern. Sie sind wichtigste Elemente in unserem „Dörfer-Belebungsprogramm“, das auf den sanften Tourismus ausgerichtet ist. Ohne lebendige Dörfer verlieren die Wanderregionen ihre Einzigartigkeit und auch der nachhaltige Tourismus seine Sinnhaftigkeit.